Venenerkrankungen basieren häufig auf einer Fehlfunktion oder Überlastung der Venen, die das Blut nach oben zum Herzen leiten. Das Blut staut sich, die Venen leiern sprichwörtlich aus. Und wie bei einem unförmig gewordenen Kleidungsstück, das sich nicht mehr wieder von alleine zusammenziehen kann, ist das auch bei den Blutgefäßen.
Kleinere Besenreiser sind zunächst aus medizinischer Sicht unbedenklich. Besonders oft treten sie an den Oberschenkeln, den Innenseiten der Unterschenkel und den Fußrändern auf. Sie scheinen durch die Haut als dunkelblaue, rötliche oder hellrote Gefäßbäumchen, in der Regel sind sie jedoch vor allem ein kosmetisches Problem. „Besenreiser sind nicht gefährlich“, erklärt Dr. Jan Kemke. Als störend werden sie von den meisten Betroffenen dennoch empfunden. Dass Hausmittelchen hier gerne ausprobiert werden, liegt auf der Hand, jedoch: Helfen kann letztlich nur der Arzt durch das Einspritzen eines Verödungsmittels in die erkrankten Venen. Je nach Ausprägung sind meist zwei bis drei Sitzungen notwendig, um Besenreiser zum Verblassen zu bringen.
Eine Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen ist - aufgrund der oft fehlenden medizinischen Notwendigkeit - hier nicht gegeben. Ganz anders sieht es bei Krampfadern, den sogenannten Varizen, aus. Dabei handelt es sich um erweiterte Beinvenen, die von außen nicht nur sichtbar, sondern sogar auch gut zu ertasten sind. Der direkte Gang zum Spezialisten ist hier ratsam. Denn wenn Krampfadern unbehandelt bleiben, können Symptome wie Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) oder Hautgeschwüre (Ulcus) entstehen und Beschwerden verursachen.
Ebenso besteht die Gefahr von Venenentzündungen, Thrombosen oder sogar einer lebensgefährlichen Lungenembolie. „Die klassische Methode, um Krampfadern dauerhaft und komplett zu entfernen, ist die Venenoperation“, erklärt der Experte. Wer bei dem Wort OP zusammenzuckt, sei beruhigt: Hier handelt es sich um einen Eingriff nur mit winzigen Schnitten.
Wird der Eingriff gut durchgeführt, der Venenstumpf komplett entfernt und mit einer speziellen Nahttechnik verschlossen, kommen Krampfadern laut Dr. Kemke selten wieder zurück. Über die gängigen operativen Methoden hinaus bestehen zudem die Möglichkeiten der endoluminalen Verfahren wie der Radiofrequenz- oder Lasertechnik. Dabei wird die erkrankte Vene ganz einfach über einen Katheter, der Hitze absondert, zum Verschließen gebracht. Der Körper bildet diese nun verschlossenen Venen dann langsam zurück und der verbleibende gesunde Teil des Venensystems übernimmt die Arbeit.
Wo man einen guten Operateur findet? „Zu empfehlen ist dort, wo der Eingriff häufig durchgeführt wird und quasi schon Routine ist“, so Dr. Jan Kemke, der gemeinsam mit seinem Team 1.100 Gefäßeingriffe pro Jahr vornimmt.
Schöne Beine nicht nur im Winter
Einen Vorteil haben die kühleren Monate für Venen-Patienten sowohl bei konservativen Therapien als auch nach einem operativen Eingriff: Zu dieser Jahreszeit kann die postoperative Phase vereinfacht oder sogar verkürzt werden. „Bei niedrigeren Temperaturen sind die an eine Venen-Operation anschließenden Maßnahmen wie das Tragen von Kompressionsstrümpfen, welche auch in der konservativen Behandlung eingesetzt werden, wesentlich angenehmer umzusetzen und natürlich auch leichter zu verstecken“, so Dr. Jan Kemke. Doch die Zeiten haben sich geändert und der Stand der Forschung auch. „80 Prozent seiner Wirkung hat der Strumpf am Unterschenkel. Normalerweise steigt der Patient zügig auf die Kurzversion mit einem etwas festeren Kniestrumpf um. Den gibt es heutzutage in verschiedensten Farben, modischen Designs und mit kühlenden Beschichtungen – und er muss nur kurze Zeit nach der OP getragen werden, nach der Radiowellentherapie gerade einmal wenige Wochen.“ Vor allem kleinere operative Eingriffe sind auch bei Hitze unbedenklich. Und wer sich noch im Frühsommer einer Operation unterzieht, kann sich schon in den heißen Spätsommermonaten über schöne und gebräunte Beine freuen! Schon bald nach der OP ist moderates Sonnenbaden wieder möglich.
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